Predigt am Sonntag Trinitatis, 4. Juni 2023, in Ahlem

Sun, 11 Jun 2023 20:03:09 +0000 von Martin-Luther-Kirchengemeinde Ahlem

Liebe Gemeinde,

Sonntag Trinitatis, es geht um die Trinität, um die Dreieinigkeit, um den dreieinigen Gott. Drei in eins. 

Eine einfache klare Definition gibt es dafür nicht. Aber wir  begegnen dem dreieinigen Gott andauernd. Zu Beginn meiner Gottesdienste spreche ich einen Vers aus dem 2. Korintherbrief: „Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen." Da haben wir alle drei beieinander. Manche sagen auch einfach: Wir feiern diesen Gottesdienst im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. 

Im Gottesdienst sprechen wir dann das Glaubensbekenntnis das unseren Glauben in drei Abschnitten zusammenfasst: Ich glaube an Gott, den Vater, Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn und am Schluss: Ich glaube an den Heiligen Geist. 

Besonders wichtig ist, dass wir auch im Namen des dreinigen Gottes taufen! „Ich taufe dich im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“. 

Für manche wirken diese Formeln unverständlich und abstrakt. Warum muss von Gott in dieser dreifaltigen Weise gesprochen werden, und wie soll man sich die Zusammengehörigkeit von Vater, Sohn und Geist vorstellen?

Angehörige anderer Religionen gehen noch weiter und fragen, ob die Kirchen auf diese Weise den Glauben an den einen Gott durch die Verehrung dreier Götter ersetzen.

In der Tat: Es gibt keinen einzigen biblischen Text, in dem ausdrücklich und direkt  von einem dreieinigen Gott die Rede ist. Auch in dem Vers aus dem Korintherbrief stehen die drei ja einfach nur mit verschiedenen Funktionen nebeneinander – „Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen."

Es gibt weitere Bibelstellen, die das Miteinander von Vater, Sohn und Heiligem Geist deutlich machen: 

Jesus spricht sehr oft und innig Gott als seinen Vater an, verwendet sogar die vertrauliche Anrede „Abba“. Im Johannesevangelium sagt er „Ich und der Vater sind eins.“ Jesus vergibt Sünden, was eigentlich Gott vorbehalten ist.

Dass Jesus von Anbeginn der Schöpfung da war, steht am Anfang des Johannesevangeliums, und er selbst wird darin immer wieder als Kyrios, als Herr bezeichnet, das ist der griechische Ausdruck für den Gottesnamen.

Und schließlich ist vom Geist die Rede, der zum Beispiel im Pfingstbericht seine Wirkung zeigt.

Diese Stellen sind die Grundlage für das Nachdenken über einen dreieinigen Gott. Aber es ist klar: Die Dreieinigkeit als solche  ist eine Erfindung von Theologen, die sich Jahrhunderte lang um die Formeln gestritten haben, mit denen sie dieses Miteinander von Vater, Sohn und Heiligem Geist definieren können. Wobei „Erfindung“ das falsche Wort ist. Sie mussten sich ja notwendigerweise Gedanken darum machen, wie sich das Bekenntnis zu Jesus Christus als dem Herrn der Welt, der von Anfang an da war, zu dem Glauben an Gott, den Schöpfer und Allmächtigen verhält. Wir haben ja vorhin das Nicänische Glaubensbekenntnis gebetet, das auf das Konzil zu Nicäa im Jahre 325 zurückgeht.

Dort sehen wir sehr deutlich die Spuren dieser theologischen Überlegungen, wenn es zum Beispiel heißt: Wir glauben an -  Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn, aus dem Vater geboren vor aller Zeit: Gott, von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater, durch ihn ist alles geschaffen.“

Sie merken schon, da haben die Theologen versucht zu beschreiben, wie das ist, wenn jemand ein Mensch ist und gleichzeitig göttlich. Er ist gezeugt, von einem Menschen, aber aus dem Vater geboren. Er ist eines Wesens mit dem Vater, er hat aber Fleisch angenommen, wie es ein paar Zeilen weiter heißt. Und dann wieder "durch ihn ist alles geschaffen" - er ist also nicht nur dem Schöpfer gleichgestellt – er ist der Schöpfer selbst. Kurzum: 

Es ist schlicht unmöglich, in Sprache zu fassen, wer Jesus nun ist, deswegen haben die Theologen damals einfach nebeneinander gestellt: 

Jesus Christus, wahrer Mensch und wahrer Gott. Und aus dem Vater und dem Sohn ist dann der Heilige Geist hervorgegangen. 

Dabei ist es im Wesentlichen geblieben, Martin Luther und die anderen Reformatoren haben das so übernommen.

Das Miteinander von Gott, Vater, Sohn und Heiligem Geist bekommen wir nie ganz zu fassen

Und das ist gut so. Denn es bedeutet für mich: 

Gott bleibt nicht stehen, er wirkt. Er ist ein Geschehen. Wir werden nie mit ihm fertig.

Er ist als Heiliger Geist immer da, dynamisch, kraftvoll, er ist reine Beziehung.

Er ist da als Schöpfer und Erhalter der Natur, der Menschen, der Tiere.

Er ist da als Kind in der Krippe, ganz und gar Mensch.

Er ist da als einer, der mit uns leidet am Kreuz.

Er ist da als einer, der den Tod überwunden hat. 

Er ist da als einer, der uns mit seinem Geist entflammen und begeistern will.

Er ist da als Liebeskraft.

Er ist da als einer, auf den wir unsere ganze Hoffnung setzen können. Denn er wird wiederkommen. 

Niemand ist von seiner Gegenwart ausgeschlossen. Gott kann und will nicht für sich sein. Kurt Marti sprach einmal von einer „geselligen Gottheit“. 

Der dreieinige Gott als gesellige Gottheit – das ist doch ein schöner Gedanke. 

Liebe Gemeinde: Wir können uns freuen, dass wir so einen vielfältigen, kreativen und dynamischen Gott haben! Wir antworten ebenso vielfältig: wir singen ihm unsere Lieder, beten zu ihm und hören sein Wort. 

Möge der dreieinige Gott in unseren Herzen seine Kraft entfalten.

Amen

 
Dr. Johannes Neukirch, Predigt am Sonntag Trinitatis, 4. Juni 2023, in Ahlem
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