Predigttext: Matthäus 21,1-11
Liebe Gemeinde,
heute sind die Evangeliumslesung und der Predigttext identisch. Sie haben also schon gehört, worum es geht: um den Einzug Jesu in Jerusalem. Eigentlich passt dieser Text nicht so recht in die Advents-Zeit, in der wir uns auf die Engel bei den Hirten und das Kind in der Krippe, also auf den Anfang der Zeit Jesu vorbereiten. Unser Text steht aber am Ende der Lebenszeit von Jesus. Der Einzug in Jerusalem ist der Auftakt der Passionsgeschichte, wenige Tage später wird Jesus ans Kreuz geschlagen.
heute sind die Evangeliumslesung und der Predigttext identisch. Sie haben also schon gehört, worum es geht: um den Einzug Jesu in Jerusalem. Eigentlich passt dieser Text nicht so recht in die Advents-Zeit, in der wir uns auf die Engel bei den Hirten und das Kind in der Krippe, also auf den Anfang der Zeit Jesu vorbereiten. Unser Text steht aber am Ende der Lebenszeit von Jesus. Der Einzug in Jerusalem ist der Auftakt der Passionsgeschichte, wenige Tage später wird Jesus ans Kreuz geschlagen.
Trotzdem: inhaltlich hat unser Text viel mit Advent zu tun. Advent heißt ja „warten auf den, der da kommt.“ Wer ist das, der da kommt und wie kommt er? Wie ein Bettler oder wie ein König? Welche Erwartungen hatten die Menschen, was erhofften sie von ihm? Wir bekommen in unserer Geschichte Antworten. Jesus kommt, er kommt nach Jerusalem, und die Menschen bereiten ihm einen Empfang wie einem König. Das finden wir auch in einigen Adventsliedern. Vorhin haben wir ja gesungen: „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit; / es kommt der Herr der Herrlichkeit, / ein König aller Königreich, / ein Heiland aller Welt zugleich, / der Heil und Leben mit sich bringt; / derhalben jauchzt, mit Freuden singt: / Gelobet sei mein Gott, / mein Schöpfer reich von Rat.“
Bei Licht betrachtet, ist dieser Einzug voll von bemerkenswerten Details. Zuerst mal die Wahl des Reittieres. Jesus schickt seine Jünger, die Menschen, die mit ihm gegangen sind, ins nächste Dorf, um ihm eine Eselin zu holen. Er begründet das mit einem Zitat des Propheten Sacharja: "Sagt der Tochter Zion (damit ist die Stadt Jerusalem mit dem Tempel als religiösem Zentrum gemeint): Siehe, dein König kommt zu dir sanftmütig und reitet auf einem Esel und auf einem Füllen, dem Jungen eines Lasttiers." Jesus will offensichtlich wie dieser König einziehen und alles so machen, wie es der Prophet vorhergesagt hat. Mit ihm soll also das neue Königreich, das Reich Gottes, beginnen. Er stellt sich damit als Nachfolger der Könige David und Salomo dar. Die sind allerdings auf Maultieren geritten. Ein Maultier ist eine Kreuzung aus Pferd und Esel. Jesus weicht also ein wenig ab. Ein Esel ist das Reit- und Lasttier der einfachen Menschen. Er kommt wie ein König, aber doch ein wenig anders.
Die Erwartungen der Menschen an den neuen König sind allerdings klar: Sie wollen, dass er die Besatzungsmacht, die Römer, verjagt. Sie wollen Frieden und Heil haben. Sie wollen, dass der neue König sie rettet.
Die Menschen, die mit Jesus nach Jerusalem gezogen sind, begrüßen ihn angemessen. Sie legen für ihn einen „roten Teppich“ aus. Die einen nehmen ihre Mäntel ab und legen sie auf die Straße, die anderen schneiden Palmzweige von den Bäumen ab und legen sie ebenfalls auf die Straße. So begrüßt man wichtige Menschen! Das machen wir heute mit den roten Teppichen beim Empfang eines Staatsoberhauptes oder bei einer großen Gala für die Stars und Sternchen ja noch immer so. Damals wurden Könige und Feldherren beim Einzug in eine Stadt mit Palmzweigen begrüßt.
Aber nicht nur damit: Zur Begüßung von Herrschern gehörten auch Jubelrufe, Lobgesänge und Segenswünsche. Bei Jesus riefen die Menschen „Hosanna“, das heißt „hilf doch!“, „rette doch!“. Das passt zu dem Namen von Jesus, der so viel bedeutet wie „der Herr rettet“.
Wohlgemerkt: Das mit den Mänteln und Palmzweigen auf der Straße und das mit den Hosanna-Rufen waren die Menschen, die mit Jesus kamen, die mit ihm unterwegs waren. Sie kannten ihn, sie kannten seine Predigten, sie hatten erlebt, wie er Menschen von Krankheiten geheilt hat.
Bemerkenswert ist nun die Reaktion der Bevölkerung in der Stadt, die ihn offensichtlich noch nicht so gut kannte: „Die ganze Stadt geriet in Aufregung. Die Leute fragten sich: „Wer ist er nur?“. Die Leute, die mit Jesus gekommen sind, antworteten: „Das ist Jesus, der Prophet aus Nazaret in Galiläa“.
Bei dieser Frage der Jerusalemer Bevölkerung möchte ich einhaken. „Wer ist er nur?“ Denn es ist ja auch immer wieder unsere Frage. Auf wen warten wir da alle Jahre wieder, wer kommt da eigentlich? Welche Bedeutung hat er für mich?
Ich finde die Frage vor allem deshalb so interessant, weil es auch noch andere gegeben hat, die damals so oder ähnlich in Jerusalm eingezogen sind! Sie wollten Aufmerksamkeit erregen, wollten, dass die Stadt ihnen zuhört, ihnen nachfolgt, sie als Führer, als Retter, als neuen König anerkennt, sie wollten die Macht übernehmen.
Wir wissen das aus der Apostelgeschichte. Da berichtet Gamaliel, dass damals ein gewisser Theudas auftrat, „Er behauptete von sich, etwas Besonderes zu sein“ und es hatten sich ihm 400 Männer angeschlossen. Er wurde umgebracht. Dann gab es einen gewissen Judas. „Er brachte das Volk hinter sich und rief zum Aufstand auf. Auch er kam um und alle seine Anhänger wurden zerstreut.“
Jesus war also nicht der Einzige! Und er hatte sogar dasselbe Schicksal wie Theudas und Judas und die anderen, die sich als Retter ausgegeben haben – er ist umgebracht worden. Aber er ist der Einzige von denen, die eingezogen sind, von dem wir heute noch reden!
War er toller als die anderen? Ist er überzeugender aufgetreten? Wohl kaum. Er kam auf einer einfachen Eselin, er hat die Römer nicht davongejagt, und die Volksmenge jubelte ihm zwar zu, sagte aber nicht: das ist der tolle neue König, sondern „Das ist Jesus, der Prophet aus Nazaret in Galiläa“. Das sagt so viel wie: Er redet und handelt im Auftrag Gottes.
Das macht den entscheidenden Unterschied! Die anderen standen nur für sich selbst. Sie haben sich selbst, ihre Interessen, ihre Gier nach Macht in den Mittelpunkt gestellt und behauptet, dass sie der neue König seien. Solche Menschen kennen wir nur zur Genüge....
Jesus ist nicht für sich gekommen, nicht für sein Ego, sein Image, seine Erfolge. Es ist anders: IN Jesus ist Gott gekommen. Für uns. Damit wir Gott begreifen können.
Ja, er zieht in Jerusalem ein, weil er nun mal der neue König ist. Aber er zieht ein mit einem Zitat des Propheten Sacharja. Bei Sacharja opfert sich der König selbst. Das macht Jesus.
Ja, er zieht in Jerusalem ein, aber nicht mit einem Heer, sondern auf einer Eselin.
Und wir würden nicht mehr von ihm reden, wenn sich nicht Gott selbst in ihm gezeigt hätte.
Liebe Gemeinde, Jesus zieht in Jerusalem ein. Die Menschen, die mit ihm gegangen sind, die ihn kannten, rollten einen roten Teppich für ihn aus. Sie taten das, um zu zeigen, dass Gott bei und in diesem Menschen Jesus ist. Und heute? Wie gehen wir damit um?
Heute geht es um den Einzug Jesu in unsere Herzen. In dem Lied, das wir vorhin gesungen haben, „macht hoch die Tür“ heißt es in der dritten Strophe: “Wohl allen Herzen insgemein, da dieser König ziehet ein. Er ist die rechte Freudensonn, bringt mit sich lauter Freud und Wonn. Gelobet sei mein Gott, mein Tröster früh und spat.“
Jesus zieht in Jerusalem ein und will nichts anderes, als in unsere Herzen kommen. Lasst uns einen roten Teppich ausrollen!
Amen
Dr. Johannes Neukirch, Predigt in Hannover-Ahlem am 1.12.2024