Römer 14,1–13
Warnung vor gegenseitiger Verurteilung
14 1 Nehmt gerade den Menschen an, / der im Glauben unsicher ist! / Streitet nicht mit ihm / über eure unterschiedlichen Auffassungen!
2 Der eine glaubt, alles essen zu dürfen. / Aber wer unsicher ist, isst nur noch Gemüse.
3 Wer alles isst, / soll den nicht verachten, der nicht alles isst. / Und wer nicht alles isst, / soll den nicht verurteilen, der alles isst. / Gott hat ihn doch angenommen.
4 Wer bist du denn, / dass du den Diener eines anderen verurteilst? / Es liegt allein im Ermessen seines Herrn, / ob er mit seinem Tun besteht oder nicht. / Aber er wird gewiss bestehen. / Denn der Herr sorgt dafür, dass er es tut.
5 Der eine unterscheidet bestimmte Tage. / Der andere macht zwischen den Tagen keinen Unterschied. / Jeder soll fest zu seiner eigenen Auffassung stehen!
6 Wer einen bestimmten Tag besonders beachtet, / tut dies, um den Herrn zu ehren. / Wer alles isst, / tut dies ebenso, um den Herrn zu ehren. / Und er dankt Gott bei seinem Mahl. / Wer nicht alles isst, / tut das, um den Herrn zu ehren. / Und auch er dankt Gott bei seinem Mahl.
7 Keiner von uns lebt nur für sich selbst / und keiner stirbt nur für sich selbst.
8 Denn wenn wir leben, leben wir für den Herrn. / Und wenn wir sterben, sterben wir für den Herrn. / Ob wir nun leben oder ob wir sterben – / immer gehören wir dem Herrn!
9 Denn dafür ist Christus gestorben / und wieder lebendig geworden: / Er sollte der Herr sein / über die Toten und die Lebenden.
10 Du Mensch, was bringt dich nur dazu, / deinen Bruder oder deine Schwester zu verurteilen? / Und du Mensch, was bringt dich dazu, / deinen Bruder oder deine Schwester zu verachten? / Wir werden doch alle vor dem Richterstuhl Gottes stehen!
11 Denn in der Heiligen Schrift steht: / »›Bei meinem Leben‹, spricht der Herr: / ›Vor mir wird jedes Knie sich beugen, / und jede Zunge wird sich zu Gott bekennen.‹«
12 So wird jeder von uns / vor Gott Rechenschaft über sich selbst geben müssen.
13 Lasst uns aufhören, uns gegenseitig zu verurteilen! / Achtet vielmehr darauf, / den Bruder oder die Schwester nicht zu Fall zu bringen. / Werdet auch nicht zum Stolperstein für sie.
2 Der eine glaubt, alles essen zu dürfen. / Aber wer unsicher ist, isst nur noch Gemüse.
3 Wer alles isst, / soll den nicht verachten, der nicht alles isst. / Und wer nicht alles isst, / soll den nicht verurteilen, der alles isst. / Gott hat ihn doch angenommen.
4 Wer bist du denn, / dass du den Diener eines anderen verurteilst? / Es liegt allein im Ermessen seines Herrn, / ob er mit seinem Tun besteht oder nicht. / Aber er wird gewiss bestehen. / Denn der Herr sorgt dafür, dass er es tut.
5 Der eine unterscheidet bestimmte Tage. / Der andere macht zwischen den Tagen keinen Unterschied. / Jeder soll fest zu seiner eigenen Auffassung stehen!
6 Wer einen bestimmten Tag besonders beachtet, / tut dies, um den Herrn zu ehren. / Wer alles isst, / tut dies ebenso, um den Herrn zu ehren. / Und er dankt Gott bei seinem Mahl. / Wer nicht alles isst, / tut das, um den Herrn zu ehren. / Und auch er dankt Gott bei seinem Mahl.
7 Keiner von uns lebt nur für sich selbst / und keiner stirbt nur für sich selbst.
8 Denn wenn wir leben, leben wir für den Herrn. / Und wenn wir sterben, sterben wir für den Herrn. / Ob wir nun leben oder ob wir sterben – / immer gehören wir dem Herrn!
9 Denn dafür ist Christus gestorben / und wieder lebendig geworden: / Er sollte der Herr sein / über die Toten und die Lebenden.
10 Du Mensch, was bringt dich nur dazu, / deinen Bruder oder deine Schwester zu verurteilen? / Und du Mensch, was bringt dich dazu, / deinen Bruder oder deine Schwester zu verachten? / Wir werden doch alle vor dem Richterstuhl Gottes stehen!
11 Denn in der Heiligen Schrift steht: / »›Bei meinem Leben‹, spricht der Herr: / ›Vor mir wird jedes Knie sich beugen, / und jede Zunge wird sich zu Gott bekennen.‹«
12 So wird jeder von uns / vor Gott Rechenschaft über sich selbst geben müssen.
13 Lasst uns aufhören, uns gegenseitig zu verurteilen! / Achtet vielmehr darauf, / den Bruder oder die Schwester nicht zu Fall zu bringen. / Werdet auch nicht zum Stolperstein für sie.
Liebe Gemeinde,
wenn Sie eben schon nach dem zweiten Vers aus dem konzentrierten und interessierten Hören ausgestiegen sind, und ihren eigenen Gedanken nachgegangen sind, dann kann ich das verstehen. Das ist die Geschichten mit dem Essen und der Beachtung von Feiertagen…. Streng gläubige Jüdinnen und Juden haben bis heute viele Vorschriften im Blick auf das Essen und im Blick darauf, wie der Sabbat und die Feiertage begangen werden müssen. Und in den ersten christlichen Gemeinden, die überwiegend aus Jüdinnen und Juden bestanden, stellte sich selbstverständlich die Frage, ob sie daran festhalten müssen oder ob jetzt, mit dem Glauben an Jesus Christus, alles neu und freier wird. Und wenn es in diesen Gemeinden auch noch Christinnen und Christen gab, die nicht jüdischer Herkunft waren und diese Vorschriften gar nicht kannten, - so war es in Rom - wurde es noch komplizierter. Da waren die Konflikte vorprogrammiert ….
wenn Sie eben schon nach dem zweiten Vers aus dem konzentrierten und interessierten Hören ausgestiegen sind, und ihren eigenen Gedanken nachgegangen sind, dann kann ich das verstehen. Das ist die Geschichten mit dem Essen und der Beachtung von Feiertagen…. Streng gläubige Jüdinnen und Juden haben bis heute viele Vorschriften im Blick auf das Essen und im Blick darauf, wie der Sabbat und die Feiertage begangen werden müssen. Und in den ersten christlichen Gemeinden, die überwiegend aus Jüdinnen und Juden bestanden, stellte sich selbstverständlich die Frage, ob sie daran festhalten müssen oder ob jetzt, mit dem Glauben an Jesus Christus, alles neu und freier wird. Und wenn es in diesen Gemeinden auch noch Christinnen und Christen gab, die nicht jüdischer Herkunft waren und diese Vorschriften gar nicht kannten, - so war es in Rom - wurde es noch komplizierter. Da waren die Konflikte vorprogrammiert ….
Solche Geschichten interessieren uns heute doch eigentlich wenig. Wir können uns freuen, wenn sich heute überhaupt noch Menschen für Religion interessieren. Und was die meisten Menschen an den Feiertagen machen, darüber müssen wir uns nicht unterhalten … Da das vielen so geht, hat die Kommission, die für die Auswahl der Predigttexte zuständig ist, die ersten 6 Verse eingeklammert, also gesagt, es ist nur ein Vorschlag, du kannst auch mit Vers 7 beginnen: „Keiner von uns lebt nur für sich selbst ….“. So wollte ich es eigentlich machen.
Aber – nun kommt das große Aber – sind wir wirklich so weit davon entfernt? Es geht ja auch bei uns um Fragen, wie man richtig lebt – wie gestalte ich mein Leben – modern gesagt um Lifestyle. Und DAS sagt uns schon etwas! Auch wenn der Lebensstil nur noch selten religiös begründet wird.
Es geht zum Beispiel ums Essen - wie schon damals! Mit Fleisch, ohne Fleisch, mit rotem oder mit weißem Fleisch, nur Fisch, oder ganz ohne Tiere und dann vielleicht noch ohne tierische Produkte. In manchen Familien gibt es heftige Auseinandersetzungen über diese Fragen!
Es geht zum Beispiel um die Umwelt: Mit Benzinauto, mit Hybrid, rein elektrisch oder ganz ohne Auto? Flugreisen ja/nein. Was geht mit der Bahn? Erdölheizung oder Gas oder Wärmepumpe? Lifestyle ist auch teuer! Den Einkauf im Biomarkt oder das Elektroauto kann sich nicht jeder leisten.
Die Auseinandersetzungen um diese Fragen arten immer wieder in regelrechte Glaubenskämpfe aus. Es geht jetzt nicht mehr darum, ob ich Judenchrist oder Heidenchrist bin und welche religiösen Vorschriften ich beachten muss. Es geht darum, wer ich bin, wer ich sein will. Es geht um meine Identität, um die Frage: zu welcher Gruppe und Schicht gehöre ich? Wer ist auf meiner Seite und wer nicht? Es geht auch um die Frage, wo meine geistige Heimat ist. Mit was und mit wem ich mich identifizieren kann.
All das sind schwierige, aber aktuelle Fragen! Wir sehen ja an der Wahl in den USA, dass viele Menschen ein großes Bedürfnis danach haben, dass ihnen eine scheinbar starke Persönlichkeit dieses Heimatgefühl geben kann. Und wenn es im Detail noch so merkwürdig ist … Und an der aktuellen Regierungskrise bei uns sehen wir Ähnliches. Die Parteien kämpfen darum, dass Menschen zu ihnen sagen: Ja, da bin ich zu Hause.
Was können wir von Paulus lernen?
Er schreibt, ich verkürze und vereinfache: „streitet nicht über eure unterschiedlichen Auffassungen, der eine glaubt dies, der andere das. Kein Grund, jemanden zu verachten oder zu verurteilen. Achtet darauf, den Bruder oder die Schwester nicht zu Fall zu bringen.“
Er schreibt, ich verkürze und vereinfache: „streitet nicht über eure unterschiedlichen Auffassungen, der eine glaubt dies, der andere das. Kein Grund, jemanden zu verachten oder zu verurteilen. Achtet darauf, den Bruder oder die Schwester nicht zu Fall zu bringen.“
Na gut, auf solche Ratschläge wären wir auch ohne Paulus gerade noch gekommen! Und wir wüssten auch gleich, dass diese Ratschläge so ohne Weiteres nicht funktionieren. Dafür sind manche Gräben zu tief …
Da muss schon ein wenig mehr kommen. Und da kommt auch mehr! Paulus schreibt:
„7 Keiner von uns lebt nur für sich selbst / und keiner stirbt nur für sich selbst.
8 Denn wenn wir leben, leben wir für den Herrn. / Und wenn wir sterben, sterben wir für den Herrn. / Ob wir nun leben oder ob wir sterben – / immer gehören wir dem Herrn!
9 Denn dafür ist Christus gestorben / und wieder lebendig geworden: / Er sollte der Herr sein / über die Toten und die Lebenden.“
Wer bin ich und wie toll bin ich? Mit was und mit wem kann ich mich identifizieren? Wo ist meine geistige Heimat? Wem glaube ich, wem vertraue ich?
„7 Keiner von uns lebt nur für sich selbst / und keiner stirbt nur für sich selbst.
8 Denn wenn wir leben, leben wir für den Herrn. / Und wenn wir sterben, sterben wir für den Herrn. / Ob wir nun leben oder ob wir sterben – / immer gehören wir dem Herrn!
9 Denn dafür ist Christus gestorben / und wieder lebendig geworden: / Er sollte der Herr sein / über die Toten und die Lebenden.“
Wer bin ich und wie toll bin ich? Mit was und mit wem kann ich mich identifizieren? Wo ist meine geistige Heimat? Wem glaube ich, wem vertraue ich?
Wir bleiben ganz verschiedene Individuen und behalten unsere Meinungen und unsere Eigenarten. Paulus verweist darauf, dass unser Leben sozusagen einen übergeordneten Rahmen hat. Ich kann auch sagen: eine Basis, einen festen Grund. Wir gehören Jesus Christus, dem Herrn über die Toten und Lebenden.
Damit ist uns eine große Last von den Schultern genommen, die viele Menschen in unserer individualistischen Zeit drückt und überfordert: die Last, quasi sich selbst schaffen zu müssen, sich selbst einen Lebenssinn geben zu müssen, immer darauf bedacht zu sein, nichts falsch zu machen, aber auch nichts zu versäumen.
Wir, liebe Gemeinde, gehören Jesus Christus! Mit ihm haben wir das alles: einen Sinn für unser Leben und die beste Orientierung für unser Handeln: Leben mit Gott, der in Jesus Christus für uns sichtbar geworden ist. Das ist unser Lifestyle. Leben und sterben für ihn, der uns begegnet in allen, die Nächstenliebe und Hilfe brauchen.
Und Paulus sagt noch etwas: „Wir werden doch alle vor dem Richterstuhl Gottes stehen“. Das ist in der Geschichte der Christenheit ein, wie soll ich sagen, wunder Punkt. Denn mit dem Gericht am Ende aller Zeiten hat die Kirche immer wieder Angst und Schrecken verbreitet. Völlig zu Unrecht. In der Bibel stehen die Barmherzigkeit und Liebe Gottes im Mittelpunkt, denken Sie nur an die Geschichte vom verlorenen Sohn. Vielleicht können wir so sagen: Es wird der Tag kommen, an dem alles, was geschehen ist, bis auf den Grund aufgedeckt, gelöst und endgültig geheilt wird.. Wichtig ist: WIR können uns kein Urteil erlauben, dieser letzte Tag liegt allein in Gottes Hand.
Wenn wir das auf uns wirken lassen, dann klingt das, was Paulus weiter sagt, ganz vernünftig: Mensch, was bringt dich dazu deinen Bruder oder deine Schwester zu verurteilen oder zu verachten? Achtet darauf, den Bruder oder die Schwester nicht zu Fall zu bringen. Das ist wörtlich zu nehmen: Kein Gewalt, kein Krieg.
Egal, was passiert, „Immer gehören wir dem Herrn“ – das ist die Überschrift über unser Leben. Darauf können wir voll und ganz vertrauen, das macht uns im Kern aus, das bestimmt unsere Identität. Und es behütet uns vor Menschen, die durch Ideologien und Propaganda unsere Identität beeinflussen und bestimmen wollen.
Amen
Dr. Johannes Neukirch, Predigt am 17.11.2024 in Hannover-Ahlem
Dr. Johannes Neukirch, Predigt am 17.11.2024 in Hannover-Ahlem