Predigttext: 2. Kor 3,1-6
1 Fangen wir jetzt schon wieder damit an, uns selbst zu empfehlen? Brauchen wir etwa wie gewisse Leute Empfehlungsschreiben von euch oder an euch?
2 Unser Empfehlungsschreiben seid doch ihr. Ihr seid in unsere Herzen geschrieben, und alle Menschen können es lesen und verstehen.
3 Ja, es ist offensichtlich: Ihr seid ein Empfehlungsschreiben, das von Christus kommt. Zustande gekommen ist es durch unseren Dienst. Es wurde nicht mit Tinte geschrieben, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes. Es steht auch nicht auf Steintafeln, sondern in den Herzen der Menschen.
4 Diese Zuversicht haben wir durch Christus. Sie gilt auch gegenüber Gott.
5 Von uns aus sind wir dazu gar nicht fähig. Wir können uns nicht etwas zuschreiben, als hätten wir es aus eigener Kraft erreicht. Sondern es ist Gott, der uns dazu befähigt hat.
6 Er hat uns die Fähigkeit verliehen, Diener des neuen Bundes zu sein. Und die Grundlage dieses Bundes sind nicht Buchstaben, sondern der Heilige Geist. Denn der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig.“
2 Unser Empfehlungsschreiben seid doch ihr. Ihr seid in unsere Herzen geschrieben, und alle Menschen können es lesen und verstehen.
3 Ja, es ist offensichtlich: Ihr seid ein Empfehlungsschreiben, das von Christus kommt. Zustande gekommen ist es durch unseren Dienst. Es wurde nicht mit Tinte geschrieben, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes. Es steht auch nicht auf Steintafeln, sondern in den Herzen der Menschen.
4 Diese Zuversicht haben wir durch Christus. Sie gilt auch gegenüber Gott.
5 Von uns aus sind wir dazu gar nicht fähig. Wir können uns nicht etwas zuschreiben, als hätten wir es aus eigener Kraft erreicht. Sondern es ist Gott, der uns dazu befähigt hat.
6 Er hat uns die Fähigkeit verliehen, Diener des neuen Bundes zu sein. Und die Grundlage dieses Bundes sind nicht Buchstaben, sondern der Heilige Geist. Denn der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig.“
Liebe Gemeinde,
„Ihren Ausweis bitte“ – und schon fängt man an, in der Jacke oder in der Tasche zu suchen. Als meine Frau und ich vor kurzem in den Urlaub gefahren sind, haben wir uns vor der Abfahrt mehrmals gegenseitig gefragt „hast du deinen Personalausweis dabei?“. Wir hatten gelesen, dass es wieder Grenzkontrollen geben soll. Ansonsten müssen wir ja nur selten den Ausweis vorzeigen, vielleicht, wenn man ein Paket abholen will. Aber man wird doch sofort ein wenig nervös, wenn jemand sagt „Ihren Ausweis bitte“, weil wir wissen, dass es sonst nicht weitergeht! Und es schießt einem sofort der Gedanke durch den Kopf „hoffentlich gilt er noch“.
Es ist irgendwie unangenehm, wenn wir aufgefordert werden, zu beweisen, wer wir sind, wenn wir uns legitimieren sollen, zeigen sollen, dass wir berechtigt sind, irgendwas zu tun oder zu bekommen.
So ähnlich muss es Paulus gegenüber der Christengemeinde in Korinth ergangen sein. Obwohl er dort bekannt war! Schließlich hat er diese Gemeinde selbst gegründet. Aber er war ja ständig unterwegs, selten vor Ort, und konnte nicht kontrollieren, was da vor sich ging. Sein Problem war: Es gab Konkurrenten, die in der Gemeinde auftauchten. Die konnten auch über Jesus reden und wollten die Leute auf ihre Seite ziehen, wahrscheinlich sogar Geschäfte mit der Verkündigung machen.
Diese Konkurrenten von Paulus haben für sich geworben, und zwar mit Empfehlungsschreiben aus anderen Gemeinden - das war ein übliches Verfahren damals. So ein Empfehlungsschreiben war wie ein spezieller Ausweis. Da stand dann drin, wie geeignet sie seien, wie gut sie reden könnten und so weiter. Paulus konnte den Gemeindegliedern in der griechischen Hafenstadt Korinth solche Schreiben offensichtlich nicht liefern.
Plötzlich war er in der Situation, sich gegenüber dieser Gemeinde, die er selbst gegründet hatte, zu legitimieren. Nachzuweisen, wer er ist und was er kann. Ja, es hatte Streit gegeben, er war beleidigt worden. Seine Gegner sagten, dass er gar kein richtiger Apostel sei. Sie kritisierten sein schwaches Auftreten. Umgekehrt nennt Paulus sie spöttisch die „Superapostel“. Also war offensichtlich ein typischer Machtkampf in Gange.
So etwas soll es ja geben. Aber Paulus hatte ja immer gepredigt, dass Jesus die Menschen mit Gott versöhnt hat. Streitereien, Konflikte und Machtkämpfe passen so gar nicht zu dieser Verkündigung.
Was macht er? Er spielt den Ball an die Gemeinde zurück. Er sagt: Was soll das mit den Empfehlungsschreiben, in denen es nur um die eigene Leistungsfähigkeit von Menschen geht? Das ist nicht meine Verkündigung! Mein Empfehlungsschreiben besteht darin, dass es euch, die Gemeinschaft der Getauften gibt! Von meiner Seite aus kann es nur den Dienst der Verkündigung geben. Der Erfolg wird sichtbar in euren Herzen, in Versöhnung und Liebe, weil alles darauf ankommt, dass der lebendige Geist Gottes in euch wirkt.
„Ihr seid ein Empfehlungsschreiben, das von Christus kommt“, schreibt er. „Es wurde nicht mit Tinte geschrieben, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes. Es steht auch nicht auf Steintafeln, sondern in den Herzen der Menschen. (…) Denn der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig.“
Die Schwäche des Paulus spielt dabei überhaupt keine Rolle. Ganz im Gegenteil, an einer anderen Stelle in diesem Brief sagt er ausdrücklich: „Aber der Herr hat zu mir gesagt: »Du brauchst nicht mehr als meine Gnade. Denn meine Kraft kommt gerade in der Schwäche voll zur Geltung.« Ich will also gern stolz auf meine Schwäche sein. Dann kann sich an mir die Kraft von Christus zeigen.“
Die Legitimation des Paulus liegt also gerade darin, dass er nicht auf sich verweist, sondern auf Christus. Das ist für uns heute genau so wichtig wie damals in Korinth. Denn wir laufen immer wieder Gefahr, der Selbstdarstellung von Menschen zu glauben, auf die vermeintliche Stärke von Menschen zu vertrauen. Das geht aber am Zentrum der Botschaft von Jesus vorbei.
Die Legitimation des Paulus, sein Ausweis dafür, dass er ein Verkündiger ist, dem wir vertrauen können, liegt gerade darin, dass er uns nichts vormachen will, sondern auf den lebendigen Geist Gottes verweist. Auf die Aufforderung „Ihren Ausweis bitte“ sagt er: Schau in dein Herz, schau auf die Gemeinschaft in der Gemeinde. Wenn Jesus Christus im Mittelpunkt steht, wenn Versöhnung und Liebe spürbar sind, dann ist alles in Ordnung.
Die Zuversicht, die Hoffnung, den Glauben, so Paulus, haben wir allein durch Jesus Christus.“ Von uns aus sind wir dazu gar nicht fähig“ schreibt er.
Über den Heiligen Geist verfügen wir nicht. Um den können wir nur bitten und vertrauen, dass er unser Bitten hört und kommt.
Wir können unseren Predigttext heute zusammendenken mit den wunderbaren Worten, die Paulus im Hohenlied der Liebe in seinem ersten Brief an die Gemeinde in Korinth formuliert hat: Wenn wir mit Menschen- und mit Engelszungen reden könnten und hätten den Heiligen Geist, den Geist der Liebe nicht, dann machten wir nur Lärm, dann würden wir uns nur selbst aufspielen und in den Mittelpunkt stellen. Wenn wir prophetisch reden könnten und alle Geheimnisse wüssten und alle Erkenntnis hätten und allen Glauben hätten, um Berge zu versetzen und hätten den Geist der Liebe nicht, dann wären wir nichts, dann bliebe alles, was wir tun, bedeutungslos. Nur, weil wir die Liebe haben, weil der Heilige Geist bei uns und in uns ist, nur deshalb sind wir hier, nur deshalb können wir Gemeinde Jesu Christi sein.
Bitten wir darum und vertrauen wir darauf, dass der Heilige Geist, der Geist der Liebe, die Kraft Jesu Christi, uns nie verlässt. Amen.
Dr. Johannes Neukirch, Predigt im Regionalgottesdienst in Davenstedt am 13.10.24
Dr. Johannes Neukirch, Predigt im Regionalgottesdienst in Davenstedt am 13.10.24