Psalm 126:
Wir waren wie in einem Traum, / als der HERR das Schicksal Zions zum Guten wendete: / 2 Da füllte Lachen unseren Mund, / und Jubel löste uns die Zunge. / Da sagte man unter den Völkern: / »Der HERR hat Großes an ihnen getan!« / 3 Ja, der HERR hat Großes an uns getan! / Wir waren in einem Freudentaumel.
4 HERR, wende unser Schicksal zum Guten, / so wie du die Bäche in der Wüste füllst / nach langer Trockenzeit. / 5 Wer unter Tränen mit der Saat beginnt, / wird unter Jubel die Ernte einbringen. / 6 Noch geht er, geht weinend aufs Feld, / wenn er den Beutel zur Aussaat trägt. / Dann kommt er, kommt jubelnd zurück, / wenn er seine Garben nach Hause trägt.
Wir waren wie in einem Traum, / als der HERR das Schicksal Zions zum Guten wendete: / 2 Da füllte Lachen unseren Mund, / und Jubel löste uns die Zunge. / Da sagte man unter den Völkern: / »Der HERR hat Großes an ihnen getan!« / 3 Ja, der HERR hat Großes an uns getan! / Wir waren in einem Freudentaumel.
4 HERR, wende unser Schicksal zum Guten, / so wie du die Bäche in der Wüste füllst / nach langer Trockenzeit. / 5 Wer unter Tränen mit der Saat beginnt, / wird unter Jubel die Ernte einbringen. / 6 Noch geht er, geht weinend aufs Feld, / wenn er den Beutel zur Aussaat trägt. / Dann kommt er, kommt jubelnd zurück, / wenn er seine Garben nach Hause trägt.
Liebe Gemeinde,
wie das so ist, wenn eine Runde alter Freundinnen und Freunde zusammenkommt – sie sprechen über dies und das, es wird gelacht, und manchmal kommt die Sprache auf die großen Fragen der Welt: „Woher soll man eigentlich noch Hoffnung nehmen?“ sagte plötzlich einer. Angesichts der Lage nah und fern eine durchaus verständliche Frage. Woher soll man eigentlich noch Hoffnung nehmen?
wie das so ist, wenn eine Runde alter Freundinnen und Freunde zusammenkommt – sie sprechen über dies und das, es wird gelacht, und manchmal kommt die Sprache auf die großen Fragen der Welt: „Woher soll man eigentlich noch Hoffnung nehmen?“ sagte plötzlich einer. Angesichts der Lage nah und fern eine durchaus verständliche Frage. Woher soll man eigentlich noch Hoffnung nehmen?
Schnell war klar, dass die Antworten darauf ganz unterschiedlich ausfielen. Einer hatte keine Probleme, ausreichend Hoffnung zu haben, eine Frohnatur. Eine andere fand überhaupt keine Antwort und meinte nur: „Ich weiß es nicht.“
Viele von Ihnen sind heute in diesen Gottesdienst gekommen, weil sie einen lieben Menschen verloren haben. Bei manchen ist das schon ein Jahr oder länger her, bei anderen noch ganz frisch. Wir wissen, dass es lange dauern kann, um mit so einem Verlust fertig zu werden. Aber auch hier gibt es große Unterschiede. Und jede Form der Trauer und jede Phase haben ihr Recht und brauchen ihre Zeit. Es kann die Verzweiflung sein: Wie komme ich alleine zurecht? Es kann das Gefühl sein: Er oder sie ist friedlich eingeschlafen, er oder sie wollte auch nicht mehr leben. Wenn jemand mit Gott hadert, dann hat das sein Recht. Wenn jemand Gott anklagt, dann hat das sein Recht. Wenn jemand sagt „Es ist gut so“, dann hat das sein Recht. Manchmal dauert die Trauer sehr lange, manche sind überhaupt nicht fähig zu trauern.
Bei allen Unterschieden: Wichtig ist, irgendwann einen Punkt zu erreichen, an dem wir sagen können: Wir schauen wieder hoffnungsvoll in die Zukunft. Und dass wir eine Antwort auf die Frage finden: „Woher soll man eigentlich noch Hoffnung nehmen?“
Der Psalmdichter sieht das so: „Wir waren wie in einem Traum, als der HERR das Schicksal Zions – also das Schicksal des Volkes Gottes, das in Bedrängnis war - zum Guten wendete: Da füllte Lachen unseren Mund, und Jubel löste uns die Zunge. Da sagte man unter den Völkern: »Der HERR hat Großes an ihnen getan!« Ja, der HERR hat Großes an uns getan! Wir waren in einem Freudentaumel.“
Was meint der Psalmdichter mit „Wir waren wie in einem Traum“?
Es kommt darauf an, was wir unter einem Traum verstehen! Die Zeitgenossen unseres Textes meinten damit nicht die üblichen Träume während des Schlafes, also innere Bilder. Sie meinten damit Bilder einer anderen Wirklichkeit! Es gab für sie eine höhere Wirklichkeit, die außerhalb der eigenen Wahrnehmung existiert. Eine Wirklichkeit, die von außen auf uns zukommt. Denn sie rechneten damit, dass sich der Himmel öffnen kann und dass die Wirklichkeit Gottes in unsere Realität kommen und sie quasi traumhaft verwandeln kann.
Offensichtlich hat das Volk Gottes so etwas erfahren. Auf diese Erfahrung möchte der Psalmdichter zurückgreifen, möchte sie wieder zum Leben erwecken: „HERR, wende unser Schicksal zum Guten, / so wie du die Bäche in der Wüste füllst / nach langer Trockenzeit.“
Gott soll uns nahe kommen. Für dieses Kommen Gottes nimmt der Psalmdichter ein Bild, das alle Menschen kennen: zuerst müssen wir säen, bevor wir ernten können. Dazwischen liegt eine lange Zeit und ein Wunder. Das Wunder besteht darin, dass aus einem kleinen Samen eine große Pflanze wächst, die uns ernährt. Wir sehen eine Verwandlung. Und es ist ja in der Tat großartig, wie aus dem Boden etwas Neues hervorkommt, eine grüne Pflanze, die dann heranreift, gelb wird, bis wir sie ernten können. Diese Verwandlung überträgt der Psalmdichter auf die Hoffnung: „Wer unter Tränen mit der Saat beginnt, wird unter Jubel die Ernte einbringen. Noch geht er, geht weinend aufs Feld, wenn er den Beutel zur Aussaat trägt. Dann kommt er, kommt jubelnd zurück, wenn er seine Garben nach Hause trägt.“
Die Hoffnung wächst heran, so wie die Pflanze heranreift. Gott lässt sie wachsen. Es geschieht ohne unser Zutun. Es gibt eine Zukunft, Herr, wende unser Schicksal zum Guten!
Liebe Gemeinde, lasst uns träumen! Gerade heute, an diesem Ewigkeitssonntag, an dem wir all der Verstorbenen dieses Jahres aus unserer Kirchengemeinde gedenken. Und gerade heute, wo vielleicht wieder Raketen ihr Unheil verbreiten, in der Ukraine, im Libanon und im Gazastreifen und wer weiß, wo noch überall. Lasst uns damit rechnen, dass sich Gottes Wirklichkeit durchsetzt, so wie aus dem Samen ein Weizenhalm wird. Die Hoffnung wird uns geschenkt.
„Wir Christen sind Protestleute gegen den Tod“ schrieb der Schweizer Dichter und Pfarrer Kurt Marti. Christinnen und Christen wollen einfach nicht glauben, dass der Tod das letzte Wort hat und den Sieg behalten wird. Gott ist eine eigene Wirklichkeit, seine Macht schafft neues Leben, sein Ziel ist das Reich Gottes.
Wir können absolut sicher sein, dass sich Gott an seine Verheißungen hält. Dietrich Bonhoeffer hat einmal gesagt: »Nicht alle unsere Wünsche, aber alle seine Verheißungen erfüllt Gott«
Es wird eine neue Welt geben, so wie es in der Offenbarung heißt: „und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.“
Lasst uns träumen, realistisch träumen, lasst uns mit der Wirklichkeit Gottes rechnen. Dabei vergessen wir nicht unsere eigene Wirklichkeit. Ganz im Gegenteil. Voller Vertrauen und Hoffnung nehmen wir den Auftrag Gottes an, am Aufbau des Reiches Gottes durch Taten der Liebe mitzuwirken. Wir träumen, wir hoffen, wir verzweifeln nicht, weil wir damit rechnen, dass Gott bei uns ist.
Bis wir es tatsächlich erleben und dem Jubel beistimmen: Da füllte Lachen unseren Mund, und Jubel löste uns die Zunge. Da sagte man unter den Völkern: »Der HERR hat Großes an ihnen getan!« 3 Ja, der HERR hat Großes an uns getan! Wir waren in einem Freudentaumel.“
Dr. Johannes Neukirch, Predigt am 24.11.2024 in Hannover-Ahlem
Dr. Johannes Neukirch, Predigt am 24.11.2024 in Hannover-Ahlem