Predigttext: Jesaja 35,1-10
Liebe Gemeinde,
unser Wirtschaftsminister Robert Habeck hat vor kurzem in der Talkshow Caren Miosga etwas Bemerkenswertes gesagt. Er meinte: "Die Antworten, die wir geben oder die ich gebe, reichen nahe an die Dimension der Wirklichkeit". Der Aufsichtsratvorsitzende bei Siemens Energy, Joe Kaeser, sagte in einer anderen Talkshow, dass er dieses Habeck-Zitat auswendig gelernt habe. Und fuhr fort: „Da habe ich gedacht: Donnerwetter! Wenn man über die Wirtschaft spricht, dann würde man sich echt wünschen, dass man innerhalb der Dimension der Realität ist, und nicht außerhalb.“
unser Wirtschaftsminister Robert Habeck hat vor kurzem in der Talkshow Caren Miosga etwas Bemerkenswertes gesagt. Er meinte: "Die Antworten, die wir geben oder die ich gebe, reichen nahe an die Dimension der Wirklichkeit". Der Aufsichtsratvorsitzende bei Siemens Energy, Joe Kaeser, sagte in einer anderen Talkshow, dass er dieses Habeck-Zitat auswendig gelernt habe. Und fuhr fort: „Da habe ich gedacht: Donnerwetter! Wenn man über die Wirtschaft spricht, dann würde man sich echt wünschen, dass man innerhalb der Dimension der Realität ist, und nicht außerhalb.“
Da hat er selbstverständlich recht. Genau so finde ich richtig, was Habeck macht: Er versucht, eine Vorstellung davon zu entwickeln, wie unsere Welt in der Zukunft aussehen wird. Und das ist eben noch nicht die Realität, aber vielleicht nahe dran.
Ob seine Vorstellungen von der Zukunft richtig und sinnvoll sind, lassen wir mal beiseite. Aber ich denke, dass der Ausgang der bevorstehenden Neuwahl der Bundesregierung, zu einem großen Teil davon abhängt, dass wir, die Wählerinnen und Wähler denken: Ja, da ist jemand, der das Ganze überblickt, der eine Vorstellung von der Zukunft hat, in der die Krisen gelöst werden. Und wir können uns nur wünschen, dass das jemand ist, für den die Demokratie ein absolutes Muss ist.
Wir brauchen Bilder, die uns eine Zukunft eröffnen. Wir brauchen zum Beispiel eine Vorstellung davon, unter welchen Bedingungen die derzeitigen Kriege ein Ende finden können. Und wir sehen ja, wie weit die Standpunkte auseinander liegen. Waffenlieferungen an die Ukraine, ja oder nein? Soll die Ukraine auf einen Teil ihres Gebietes verzichten, ja oder nein? Müssen wir unsere Verteidigung verstärken? Das sind extrem schwierige Fragen.
Und die Kriege sind ja nicht die einzigen offenen Fragen. Welche Vorstellungen haben wir von der Zukunft eines Lebens, das die Umwelt nicht weiter schädigt? Gibt es da noch Autofahrten mit Benzin oder Diesel, gibt es noch Flugreisen, gibt es noch Gasheizungen? In Hannover erleben wir ja den Versuch, den Autoverkehr in der Stadt deutlich zu verringern – ein schwieriges Unterfangen.
Und: Welche Vorstellungen haben wir von einer gerechten Welt, in der alle etwas zu essen haben und keine Lebensmittel mehr verschwendet werden?
Die Liste ließe sich fortsetzen.
Wir brauchen Bilder, die uns eine Zukunft eröffnen. Katastrophenbilder haben wir genug vor Augen. Sie bewirken Angst vor der Zukunft und lähmen uns. Gibt es auch positive Bilder? Gibt es Vorstellungen von einer Zukunft, die uns befreien, die uns so öffnen, dass wir wieder handeln können und die Initiative ergreifen? Oder wenigstens dahin bringen, dass wir offen darüber reden und diskutieren können?
Direkte Antworten auf die großen Probleme der Welt habe ich auch nicht. Aber ich habe, wir haben Texte aus der Bibel, die uns seit Jahrtausenden begleiten und aufrichten können. Einer davon ist heute dran, aus dem Buch des Propheten Jesaja:
35 1 Die Wüste und das dürre Land werden fröhlich sein. / Die Steppe wird jubeln und blühen wie eine Lilie.
2 Sie steht in voller Blüte und jubelt, / sie jubelt und jauchzt vor Freude. / Sie wird so herrlich sein wie der Libanon, / so prächtig wie der Karmel und die Scharon-Ebene. / Alle werden die Herrlichkeit des HERRN sehen, / die Pracht unseres Gottes erblicken.
3 Macht die müden Hände wieder stark / und die weichen Knie wieder fest.
4 Sagt denen, die den Mut verloren haben: / »Seid stark und habt keine Angst! / Seht, das ist euer Gott! / Er übt Vergeltung und schafft Recht. / Er selbst kommt, um euch zu befreien.«
5 Dann gehen den Blinden die Augen auf, / und die Ohren der Tauben werden geöffnet.
6 Der Gelähmte springt wie ein Hirsch, / der Stumme jubelt aus vollem Hals. / In der Wüste brechen Quellen auf, / und Bäche bewässern die Steppe.
7 Der glühende Sand wird zu einem Teich, / in der Dürre sprudeln frische Wasserquellen. / Wo einst die Schakale hausten, / wachsen Gras, Schilf und Papyrus.
8 Eine Straße wird dort verlaufen, / die wird man den »heiligen Weg« nennen. / Kein Unreiner wird sie betreten. / Sie gehört denen, die auf dem rechten Weg sind. / Selbst Unwissende gehen nicht in die Irre.
9 Auf dieser Straße gibt es keinen Löwen, / kein Raubtier ist auf ihr zu finden. / Nur die erlösten Menschen sind dort unterwegs.
10 Alle, die der HERR befreit hat, / kehren jubelnd zum Berg Zion zurück. / Grenzenlose Freude steht ihnen ins Gesicht geschrieben. / Jubel und Freude stellen sich ein, Sorgen und Seufzen sind für immer verschwunden.
2 Sie steht in voller Blüte und jubelt, / sie jubelt und jauchzt vor Freude. / Sie wird so herrlich sein wie der Libanon, / so prächtig wie der Karmel und die Scharon-Ebene. / Alle werden die Herrlichkeit des HERRN sehen, / die Pracht unseres Gottes erblicken.
3 Macht die müden Hände wieder stark / und die weichen Knie wieder fest.
4 Sagt denen, die den Mut verloren haben: / »Seid stark und habt keine Angst! / Seht, das ist euer Gott! / Er übt Vergeltung und schafft Recht. / Er selbst kommt, um euch zu befreien.«
5 Dann gehen den Blinden die Augen auf, / und die Ohren der Tauben werden geöffnet.
6 Der Gelähmte springt wie ein Hirsch, / der Stumme jubelt aus vollem Hals. / In der Wüste brechen Quellen auf, / und Bäche bewässern die Steppe.
7 Der glühende Sand wird zu einem Teich, / in der Dürre sprudeln frische Wasserquellen. / Wo einst die Schakale hausten, / wachsen Gras, Schilf und Papyrus.
8 Eine Straße wird dort verlaufen, / die wird man den »heiligen Weg« nennen. / Kein Unreiner wird sie betreten. / Sie gehört denen, die auf dem rechten Weg sind. / Selbst Unwissende gehen nicht in die Irre.
9 Auf dieser Straße gibt es keinen Löwen, / kein Raubtier ist auf ihr zu finden. / Nur die erlösten Menschen sind dort unterwegs.
10 Alle, die der HERR befreit hat, / kehren jubelnd zum Berg Zion zurück. / Grenzenlose Freude steht ihnen ins Gesicht geschrieben. / Jubel und Freude stellen sich ein, Sorgen und Seufzen sind für immer verschwunden.
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Wie sagte Robert Habeck noch mal: "Die Antworten, die wir geben oder die ich gebe, reichen nahe an die Dimension der Wirklichkeit". Ich glaube, dieser Satz hätte dem Propheten Jesaja gefallen. Was er beschreibt, ist nicht die Wirklichkeit, das sehen und erfahren wir alle Tag für Tag. Aber es sind Bilder, die uns auf die Spur bringen, weil sie konkret beschreiben, was Gott für eine gute und heilvolle Zukunft tun wird und was wir schon jetzt dafür tun können: Macht die müden Hände wieder stark / und die weichen Knie wieder fest.
Sagt denen, die den Mut verloren haben: / »Seid stark und habt keine Angst!
Wie sagte Robert Habeck noch mal: "Die Antworten, die wir geben oder die ich gebe, reichen nahe an die Dimension der Wirklichkeit". Ich glaube, dieser Satz hätte dem Propheten Jesaja gefallen. Was er beschreibt, ist nicht die Wirklichkeit, das sehen und erfahren wir alle Tag für Tag. Aber es sind Bilder, die uns auf die Spur bringen, weil sie konkret beschreiben, was Gott für eine gute und heilvolle Zukunft tun wird und was wir schon jetzt dafür tun können: Macht die müden Hände wieder stark / und die weichen Knie wieder fest.
Sagt denen, die den Mut verloren haben: / »Seid stark und habt keine Angst!
Das können wir tun! Mit der Hoffnung im Herzen, dass in der Wüste Quellen aufbrechen, können wir für andere Menschen zur Quelle der Hoffnung und der Freude werden. Mit der Hoffnung im Herzen, dass Sorgen und Seufzen für immer verschwinden werden, können wir uns um die aktuellen Sorgen und um das Seufzen von Menschen kümmern. Es geschieht ja, ich sage nur ein kleines Beispiel: 15 Frauen, die für Obdachlose warme Sachen stricken.
Die Dimension der friedlichen, liebevollen, heilsamen, ganz und gar guten Wirklichkeit, liebe Gemeinde, ist noch nicht da und gleichzeitig schon da. Sie liegt in der Vergangenheit der Krippe in Bethlehem und gleichzeitig in der Zukunft.
So lange wir Gott vertrauen, so lange wir glauben, so lange wir nach seinem Wort leben, gibt es keine Abgrenzungen zwischen der Wirklichkeit Gottes und unserer Wirklichkeit. Wir leben davon, dass Gott in dem Menschen Jesus Christus erschienen ist und sich in ihm seine Wirklichkeit gezeigt hat. Gleichzeitig vertrauen wir darauf, dass uns Gott befreit, so dass in unseren Gesichtern grenzenlose Freude zu sehen sein wird, dass sich Jubel und Freude einstellen und Sorgen und Seufzen für immer verschwinden werden.
In der Adventszeit warten wir. Aber wir warten nicht einfach so. Wir warten mit den Bildern des Jesaja im Kopf und in unseren Herzen.
„Die Wüste und das dürre Land werden fröhlich sein. / Die Steppe wird jubeln und blühen wie eine Lilie. (…)
Der Gelähmte springt wie ein Hirsch, / der Stumme jubelt aus vollem Hals. / In der Wüste brechen Quellen auf, / und Bäche bewässern die Steppe.
Der glühende Sand wird zu einem Teich, / in der Dürre sprudeln frische Wasserquellen. / Wo einst die Schakale hausten, / wachsen Gras, Schilf und Papyrus. (…)
Alle, die der HERR befreit hat, / kehren jubelnd zum Berg Zion zurück.
Der Gelähmte springt wie ein Hirsch, / der Stumme jubelt aus vollem Hals. / In der Wüste brechen Quellen auf, / und Bäche bewässern die Steppe.
Der glühende Sand wird zu einem Teich, / in der Dürre sprudeln frische Wasserquellen. / Wo einst die Schakale hausten, / wachsen Gras, Schilf und Papyrus. (…)
Alle, die der HERR befreit hat, / kehren jubelnd zum Berg Zion zurück.
Ich wünsche uns, dass uns diese Bilder den Himmel öffnen und wir mit Jochen Klepper singen können: „Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern. So sei nun Lob gesungen dem hellen Morgenstern! Auch wer zur Nacht geweinet, der stimme froh mit ein. Der Morgenstern bescheinet auch deine Angst und Pein.“
Amen
Amen
Dr. Johannes Neukirch, Predigt am 13.12.2024 in Hannover-Ahlem