Galater 5,25-6,10
„(25) Wenn wir durch den Geist Gottes das Leben haben, wollen wir auch aus diesem Geist heraus unser Leben führen. (26) Wir sollen nicht überheblich auftreten, einander nicht herausfordern und nicht neidisch aufeinander sein. Lasten gemeinsam tragen und allen Menschen Gutes tun (6 1) Brüder und Schwestern, nun kann es vorkommen, dass sich jemand zu einer Verfehlung hinreißen lässt. Dann sollt ihr, die ihr ja vom Geist geleitet werdet, ihn auf den richtigen Weg bringen. Tut dies mit der Freundlichkeit, die der Geist schenkt. (...)
(2) Helft einander, die Lasten zu tragen. So erfüllt ihr das Gesetz, das Christus gegeben hat.“ [Vielleicht kennen Sie die bekanntere Formulierung aus der Lutherbibel: „Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.“]
„3 Wenn allerdings jemand meint“, so Paulus weiter, „er sei etwas Besonderes, dann macht er sich etwas vor. Denn das ist er keineswegs. 4 Vielmehr sollte jeder das eigene Tun überprüfen. Dann hat er etwas, worauf er stolz sein kann, und muss sich nicht mit anderen vergleichen. (...)
„Täuscht euch nicht! Gott lässt keinen Spott mit sich treiben. Denn was der Mensch sät, das wird er auch ernten. 8 Wer auf den Boden seiner selbstsüchtigen Natur sät, wird von seiner Selbstsucht das Verderben ernten. Aber wer auf den Boden von Gottes Geist sät, wird von diesem Geist das ewige Leben ernten. 9 Lasst uns daher nicht müde werden, das Rechte zu tun. Denn wenn die Zeit da ist, werden wir die Ernte einbringen. Wir dürfen nur nicht vorher aufgeben. 10 Solange wir also noch Zeit haben, wollen wir allen Menschen Gutes tun – vor allem aber denjenigen, die durch den Glauben mit uns verbunden sind.“
„(25) Wenn wir durch den Geist Gottes das Leben haben, wollen wir auch aus diesem Geist heraus unser Leben führen. (26) Wir sollen nicht überheblich auftreten, einander nicht herausfordern und nicht neidisch aufeinander sein. Lasten gemeinsam tragen und allen Menschen Gutes tun (6 1) Brüder und Schwestern, nun kann es vorkommen, dass sich jemand zu einer Verfehlung hinreißen lässt. Dann sollt ihr, die ihr ja vom Geist geleitet werdet, ihn auf den richtigen Weg bringen. Tut dies mit der Freundlichkeit, die der Geist schenkt. (...)
(2) Helft einander, die Lasten zu tragen. So erfüllt ihr das Gesetz, das Christus gegeben hat.“ [Vielleicht kennen Sie die bekanntere Formulierung aus der Lutherbibel: „Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.“]
„3 Wenn allerdings jemand meint“, so Paulus weiter, „er sei etwas Besonderes, dann macht er sich etwas vor. Denn das ist er keineswegs. 4 Vielmehr sollte jeder das eigene Tun überprüfen. Dann hat er etwas, worauf er stolz sein kann, und muss sich nicht mit anderen vergleichen. (...)
„Täuscht euch nicht! Gott lässt keinen Spott mit sich treiben. Denn was der Mensch sät, das wird er auch ernten. 8 Wer auf den Boden seiner selbstsüchtigen Natur sät, wird von seiner Selbstsucht das Verderben ernten. Aber wer auf den Boden von Gottes Geist sät, wird von diesem Geist das ewige Leben ernten. 9 Lasst uns daher nicht müde werden, das Rechte zu tun. Denn wenn die Zeit da ist, werden wir die Ernte einbringen. Wir dürfen nur nicht vorher aufgeben. 10 Solange wir also noch Zeit haben, wollen wir allen Menschen Gutes tun – vor allem aber denjenigen, die durch den Glauben mit uns verbunden sind.“
Liebe Gemeinde,
es ist gar nicht so einfach zu sagen, was „Freiheit“ ist oder bedeutet. Freiheit von was? Ein 18-jähriger wird sagen: Endlich frei von der Bevormundung durch meine Eltern. Ein Kriegsgefangener, der ausgetauscht worden ist, wird seine wieder erlangte Freiheit feiern. Frei von Krankheit, frei von Sorgen, frei von Schuld, befreit von einer Angst – es gibt so viele Beispiele.
es ist gar nicht so einfach zu sagen, was „Freiheit“ ist oder bedeutet. Freiheit von was? Ein 18-jähriger wird sagen: Endlich frei von der Bevormundung durch meine Eltern. Ein Kriegsgefangener, der ausgetauscht worden ist, wird seine wieder erlangte Freiheit feiern. Frei von Krankheit, frei von Sorgen, frei von Schuld, befreit von einer Angst – es gibt so viele Beispiele.
Ein wichtiges Thema des Paulus ist die Freiheit von dem Gesetz. Er meint damit die Art und Weise, wie Menschen vor Gott gerechtfertigt werden. Für Paulus steht fest: Der Mensch wird durch den Glauben an Jesus gerecht, nicht dadurch, dass er Gesetze befolgt und sich dadurch für gerecht hält.
Er sagt in dem Brief an die Galater: „Christus hat uns befreit, damit wir endgültig frei sind. Bleibt also standhaft und unterwerft euch nicht wieder dem Joch der Sklaverei!“ Er begründet die christliche Freiheit damit, dass Gott uns durch seinen Sohn Jesus Christus zu seinen Kindern gemacht hat. Wenn wir auf ihn vertrauen, sind wir befreit und leben im Geist Gottes.
So weit, so gut. Aber was bedeutet diese Freiheit? Und vor allen Dingen: Wie leben die befreiten Menschen ganz normal im Alltag, im täglichen Miteinander?
Offensichtlich wurde Freiheit missbraucht: „Brüder und Schwestern, ihr seid zur Freiheit berufen!“ schreibt Paulus. Und dann: „Aber benutzt eure Freiheit nicht als einen Vorwand, um eurer menschlichen Natur zu folgen. Dient euch vielmehr gegenseitig in Liebe.“
Was es konkret bedeutet, der menschlichen Natur zu folgen, zählt er auf, unter anderem Zügellosigkeit, Streit, Eifersucht – mehr muss ich nicht sagen. Deshalb fordert er seine Schwester und Brüder in den Gemeinden, die er gegründet auf: , „Lasst euer Leben vom Geist Gottes bestimmt sein und richtet es danach aus. Dann werdet ihr nicht euren selbstsüchtigen Wünschen nachgeben.“ Denn wer vom Geist Gottes bestimmt wird, der hält es eher mit den schönen Dingen, mit – er zählt die Früchte des Geistes auf: „Liebe, Freude und Frieden,Geduld, Güte und Großzügigkeit, Treue, Freundlichkeit und Selbstbeherrschung.“
Liebe Gemeinde, das sind ja alles Dinge, die uns lieb und teuer sind: die christliche Freiheit, das Leben im Geist Gottes, die Früchte des Geistes wie Liebe und Frieden. Die Freiheit muss aber offensichtlich davor bewahrt werden, missbraucht zu werden. Paulus schildert das als einen Kampf zwischen der menschlichen Natur und dem Geist Gottes: „Denn eure menschliche Natur kämpft gegen den Geist Gottes und der Geist Gottes gegen eure menschliche Natur. Diese beiden ringen ständig miteinander, sodass ihr nie tun könnt, was ihr eigentlich wollt.“
In unserem Predigttext versucht Paulus, in diesem Ringen eine Orientierung zu finden. Es sind Ratschläge – Ratschläge zur Orientierung eines Lebens im Geist Gottes. Wir können sie wahrscheinlich alle unterschreiben. Wir wissen, dass überhebliches Auftreten, Neid, Missgunst, sich für etwas Besonderes halten das friedliche Miteinander vergiften. Und wir wissen auch, wie schädlich es für jede Gemeinschaft ist, wenn wir unsere Selbstsucht füttern.
Ein Satz aber sticht hervor: „Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.“ Das sieht nach harter Arbeit aus! Und beschränkt das nicht meine persönliche Freiheit? Wenn ich das immer vor Augen habe, irgendwo eine Last sehe, bei der ich tragen helfen könnte?
Ja und Nein. Paulus beabsichtigt nicht, uns Arbeit zu verschaffen, noch mehr Lasten aufzubürden. Er möchte, dass uns der Heilige Geist die Augenöffnet und wir erkennen, welche große innere Freiheit entsteht, wenn wir von uns weg und hin auf unsere Mitmenschen schauen. „Wenn wir durch den Geist Gottes das Leben haben, wollen wir auch aus diesem Geist heraus unser Leben führen“ sagt er. Und damit das irgendwie greifbar, sichtbar, erkennbar wird, weist er uns aufeinander. „Helft einander, die Lasten zu tragen“. Er sagt dazu ausdrücklich , dass das ein Prozess ist, dass wir die Saat säen und warten müssen, bis sie aufgeht. „Aber wer auf den Boden von Gottes Geist sät, wird von diesem Geist das ewige Leben ernten. 9 Lasst uns daher nicht müde werden, das Rechte zu tun. Denn wenn die Zeit da ist, werden wir die Ernte einbringen. Wir dürfen nur nicht vorher aufgeben.“ Das ist ein Satz, der nach Erfahrung klingt ....
Einer trage des andern Last ... Niemand wird ausgeschlossen. Es gibt die, die tragen können und die, die Hilfe und Unterstützung brauchen. Dabei können die Rollen schnell wechseln. Manchmal bin ich stark und kann anderen aufhelfen, manchmal bin ich schwach, liege am Boden und habe nicht die Kraft aufzustehen.
Einer trage des anderen Last: Schwache werden nicht verachtet. Zweifelnde werden ernst genommen. Es ist auch ein gesellschaftlich bedeutender Satz. Jede Diakoniestation, jeder Beratungsstelle kann davon erzählen.
Es geht um tiefe Mitmenschlichkeit, darum, dem anderen mit einem liebenden Blick zu begegnen und die Hand auszustrecken. Wir wissen, dass wir alle bedürftig sind und immer wieder jemanden brauchen, der uns tragen hilft, was wir nicht selbst tragen können. Die Last des Lebens, die Zweifel, die Schuld, die wir auf uns laden.
Was ist christliche Freiheit? Vielleicht so: Wir sind durch den Geist Gottes dazu befreit, dass wir uns gegenseitig helfen können, Lasten zu tragen - ohne auf andere herabzuschauen. Es ist die Freiheit zu lieben. Wenn wir uns helfen, die Lasten zu tragen, erfahren wir den Geist Gottes, seine Kraft, die in der Welt wirksam ist. In dem gegenseitigen Tragen erfahren wir, dass Gott uns trägt. Amen.
Dr. Johannes Neukirch, Predigt im Gottesdienst am 15. Sonntag nach Trinitatis, 25.9.2022, in Ahlem