Predigt aus dem Gottesdienst mit Jubiläumskonfirmation am 4. September 2022

Tue, 06 Sep 2022 12:02:18 +0000 von Martin-Luther-Kirchengemeinde Ahlem

Der Predigttext steht in Matthäus 28,18-20:
18 Jesus kam zu ihnen und sagte: »Gott hat mir alle Macht gegeben, im Himmel und auf der Erde.
19 Geht nun hin zu allen Völkern und ladet die Menschen ein, meine Jünger und Jüngerinnen zu werden. Tauft sie im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes!
20 Und lehrt sie, alles zu tun, was ich euch geboten habe! Seid gewiss: Ich bin immer bei euch, jeden Tag, bis zum Ende der Welt.«

Liebe Gemeinde,
seit einigen Wochen haben wir endlich wieder Taufen in unseren Gottesdiensten! Wegen der Pandemie gab es eine lange Durststrecke – jetzt holen wir wieder ein wenig auf. 

Wenn ich beim Taufgespräch merke, dass die Eltern ein wenig aufgeregt sind, weil sie Sorge haben, alles richtig zu machen, sage ich immer: Es gibt bei der Taufe nur eine entscheidende Handlung: Ich gebe drei Mal Wasser über den Kopf des Täuflings und sage dabei „Ich taufe dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Das bekommen wir auf jeden Fall hin, egal was drumherum passiert... Alles andere ist Beiwerk und mehr oder weniger beliebig. Aber die Verbindung von Wasser und diesen Worten macht die Taufe aus, weil wir damit im Auftrag von Jesus Christus handeln und so taufen, wie er selbst getauft worden ist. 

Zu Beginn jeder Taufe schütte ich das Wasser aus einem Krug in das Taufbecken. Und dabei sage ich: „Das Wasser, mit dem wir taufen, ist Zeichen des Todes und Zeichen des Lebens. Im Wasser der Taufe geht unter, was von Gott trennt. Aus dem Wasser der Taufe wird der neue Mensch geboren, der im Glauben mit Christus lebt.“

Wasser bedeutet Leben - aus dem Wasser kommt Leben. Das hat die Biologie bestätigt, denn die ersten Tiere lebten im Wasser. Und wir merken in diesem Sommer besonders, wie sehr die ganze Natur Wasser zum Wachsen und Blühen braucht.

Wasser bedeutet auch Reinigung. Wo wenig Wasser ist, ist alles schmutzig, Krankheiten breiten sich aus. Wie gut haben wir es, wenn wir den Schmutz abwaschen und unseren Lebensraum sauber halten können.

Wasser bedeutet aber auch Tod. Es kann gefährlich sein – denken wir nur an die Katastrophe im Ahrtal oder an die aktuellen Überschwemmungen in Pakistan. 

Wasser hat also eine große Symbolkraft, es kann Leben, Reinigung, Tod bedeuten. Deshalb tauft die Christenheit schon immer und noch immer und auch in Zukunft mit Wasser.

Die Wirkung der Taufe hängt aber selbstverständlich daran, dass Gott in der Taufe, in dem Symbol des Wassers, zu uns spricht. 

Er sagt, dass wir seine Kinder sind, weil er uns geschaffen hat. Unser Leben ist ein Geschenk! So sagen wir an diesem schönen Jubiläumstag: Danke, Gott, dass ich leben darf, dass ich diese schöne Erde genießen darf, dass ich Menschen gefunden habe, mit denen ich mein Leben teilen kann, die Freuden und auch die Sorgen. Danke, dass mich Menschen geliebt und begleitet haben bis hierher. Danke für den Weg, den ich gegangen bin und den ich weiter gehen darf.

Gott sagt in der Taufe auch zu uns: Ich will euch vergeben, reinwaschen von aller Schuld - immer wieder, egal, was wir getan oder gesagt oder gedacht haben! Jesus Christus gibt uns ein Zeichen dafür: Er lädt uns ein an seinen Tisch im Heiligen Abendmahl. Wir dürfen dadurch Vertrauen üben: das Vertrauen darauf, dass Gott uns annimmt und bei uns bleibt und uns mit Geduld und Liebe ansieht - so wie wir sind. So feiern wir in diesem Festgottesdienst das Heilige Abendmahl, nach der Taufe das zweite Sakrament unserer Kirche. Da wird uns die Vergebung immer neu geschenkt - wie sie uns Gott in der Taufe versprochen hat!

Wissen Sie noch was von Ihrer eigenen Taufe? Vielleicht haben Sie noch ein Photo davon?! Jesus selbst ist zum Fluss Jordan gegangen und Johannes, der Täufer hat ihn getauft. Dabei hat er ihn nicht nur am Kopf nass gemacht - wie wir das machen. Früher, in der ganz jungen Kirche, haben die Priester die Menschen bei der Taufe ganz im Wasser untergetaucht. Wasser bedeutet auch Tod. Das Untertauchen zeigt: wir müssen sterben - alle. Sogar Jesus musste sterben! Aber nach dem Untertauchen kommen die Täuflinge wieder aus dem Wasser heraus und ein neues Leben beginnt - wie bei Jesus auch. Davon erzählt die Ostergeschichte.

So zeigt die Taufe: Gott schenkt uns nicht nur das biologische Leben hier auf der Erde, in seiner Schöpfung. Er schenkt uns noch ein ganz anderes, neues Leben – ein Leben, das mit  mit Gott verbunden ist, das weitergeht auch nach dem Tod. 

Wir sind getauft. Wir sind Kinder Gottes. Und Kinder Gottes gehen nicht verloren. Sie verschwinden nicht in der Vergessenheit, sie sind und bleiben bewahrt und geborgen beim himmlischen Vater. 

Der erste Zeuge dafür ist Jesus Christus selbst. Nach seiner Auferstehung  gibt er uns den Auftrag, Menschen zu taufen im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und sie zu unterrichten über alles, was er uns gesagt und was er getan hat. 

Liebe Jubelkonfirmandinnen und Konfirmanden, liebe Gemeinde! Bei Ihrer Konfirmation haben Sie die Taufe angenommen und gesagt: Ja, zu diesem Jesus Christus wollen wir gehören, wir wollen Kinder des himmlischen Vaters sein und sein Heiliger Geist soll uns begleiten unser Leben lang. Heute erleben wir dieses Versprechen noch einmal neu und fest im Vertrauen darauf, dass Gottes Treue zu uns für alle Zeit besteht.

Martin Luther ist ein schönes Beispiel dafür, was das bedeutet. Er hatte immer wieder Glaubenszweifel, manchmal ging es ihm schlecht und er wusste nicht, wie es weitergehen soll. Das kennen wir. Er hat dann ein Stück Kreide genommen und auf einen Tisch die Worte „baptizatus sum“, das heißt: „ich bin getauft“ geschrieben. 

Das kann uns niemand nehmen, daran können wir immer festhalten. „Ich bin getauft“, ich bin ein Kind Gottes, ich gehöre zu ihm, er hält mich. Amen.

 Dr. Johannes Neukirch, Predigt im Gottesdienst mit Jubelkonfirmation am 11. Sonntag nach Trinitatis, 4.9.2022, in Ahlem 
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