Predigt beim Tauffest am Pfingstsonntag, 28. Mai 2023, in Davenstedt

Sun, 28 May 2023 22:05:23 +0000 von Martin-Luther-Kirchengemeinde Ahlem

Liebe Gemeinde,

es gibt so viele wunderbare Hilfen für ein langes, schönes und erfolgreiches Leben! Am Zeitschriftenstand in Ihrem Supermarkt sehen Sie das jede Woche. Die zehn goldenen Regeln für eine gesunde Ernährung. Die Kraft der Vitamine und worin diese enthalten sind. Gesund bleiben durch die richtige Bewegung. Wie komme ich mit meinem Einkommen aus. Unzufrieden mit dem Job? Dann verändere dich! 

Es gibt einen ganzen Berufsstand, der sich damit beschäftigt, wie ich mein Leben  besser führen kann, wie ich mich selbst optimiere:  Trainer, Coaches, Mediatoren, Supervisoren. 

Vor kurzem stieß ich zufällig auf die Webseite eines Trainers, den ich noch aus dem Studium kenne, er hat ebenfalls Theologie studiert,  nahm danach jedoch einen anderen Weg. Er schreibt jetzt Bücher, hält Vorträge und Seminare und berät. In dem Werbetext für sein neues Buch lese ich: „Dieses Buch rettet Ehen, versöhnt Eltern mit ihren Kindern und ist Grundlage für eine erfolgreiche Mitarbeiterführung. Wenn wir alle ein klein wenig achtsamer miteinander umgehen und einige Prinzipien menschlicher Kommunikation berücksichtigen, steht einem konfliktfreien Umgang mit einander nichts mehr im Wege.“ – Wenn man das Buch kauft, versteht sich ...

Verstehen Sie mich nicht falsch – Vieles davon kann ja hilfreich sein! Und Seminare zur Achtsamkeit, wie mein ehemaliger Studienkollege  sie anbietet, finden Sie auch in Kirche und Diakonie. 

Aber was wir heute morgen hier tun und erleben, liebe Gemeinde, ist eben doch noch mal etwas ganz Anderes. Wir feiern heute Pfingsten, das Fest des Heiligen Geistes, und wir taufen. 

An Pfingsten waren Menschen aus vielen verschiedenen Ländern in Jerusalem zusammen. Die Freundinnen und Freunde von Jesus warteten. Sie warteten auf den Tröster, den Jesus ihnen versprochen hatte, bevor ihn eine Wolke von ihren Blicken getrennt hat. Nun war Jesus nicht mehr sichtbar unter ihnen, konnte ihnen nichts mehr sagen, nicht mehr predigen, nicht mehr heilen. 

Dann kam der Heilige Geist tatsächlich! Sie hörten ein lautes Rauschen, wie bei einem Sturm. Und es erschien etwas, das wie Flammen aussah, die Flammen verteilten sich auf jedem und jeder. Alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt, heißt es. Plötzlich gab es keine Sprachbarrieren mehr. Sie wurden eine Gemeinschaft. 

Petrus ergriff das Wort, predigte und sagte: Ändert euer Leben! Lasst euch alle taufen. Dann wird Gott euch eure Schuld vergeben und euch den Heiligen Geist schenken! So hat es Jesus versprochen, dafür ist er am Kreuz gestorben und auferstanden.  An diesem Tag ließen sich ungefähr 3000 Menschen taufen. Bis heute kamen viele Milliarden dazu und heute morgen, hier in Davenstedt, Lisa, Nelly, Sam, Line, Leon, Joost. 

Heute öffnet sich der Himmel wieder! Unsere Täuflinge und wir alle, groß und klein, erhalten Gottes Zusage: „Ganz egal, wohin dich dein Weg führt: Du bist mein Kind. Dich habe ich lieb. An dir habe ich Freude. In meinem Geist darfst du leben.“ Eine Ermutigung, die ein Leben lang - und weit darüber hinaus - gilt.

Das können wir eben nicht machen, nicht herstellen. Kein Trainer, keine Trainerin der Welt schafft es, den Himmel zu öffnen. Da passiert etwas, was von außen gesehen unverständlich ist. Warum hängt ihr an diesem Jesus, fragt der Zeitgeist, der ist doch am Kreuz gestorben! Er endet nicht als Held, ist kein Gewinnertyp.  Ihr müsst selbst etwas aus eurem Leben machen, euch coachen lassen und selbst optimieren!

Das stimmt, wir folgen dem, der gekreuzigt wurde. Das widerspricht dem gesunden Menschenverstand. Paulus schrieb einmal:  „Der Mensch nimmt mit seinen natürlichen Fähigkeiten nicht das an, was vom Geist Gottes kommt. Er hält es für Dummheit und kann damit nichts anfangen.“

In der Tat: Dass Jesus auferstanden und bei seinem himmlischen Vater ist, dass er wiederkommen und eine neue Welt schaffen wird, können wir nur durch den Heiligen Geist annehmen. Der ist ganz anders als der Geist der Welt. „Wir haben aber nicht den Geist dieser Welt empfangen,“ schreibt Paulus, „sondern den Geist, den Gott selbst uns schickt.So können wir erkennen, was Gott uns geschenkt hat.“

Das ist der Punkt: Gott schenkt uns seinen Heiligen Geist, der uns verändert. Nur er kann sagen: Du gehörst zu Christus, Christus hat dich erlöst. Das ist ein gültiges Versprechen.

Heute treffen wir den Heiligen Geist bei seiner täglichen Arbeit. Und morgen? Morgen ist er auch noch da. Wenn wir Gottes Wort hören, ist er da. Wenn wir einander beistehen, uns trösten, uns Liebe und Gemeinschaft schenken, ist er da. Wir folgen dem Gekreuzigten und Auferstandenen, weil er uns Glauben, Hoffnung und Liebe schenkt. Wir werden von seiner Kraft erfüllt. Die geben wir weiter, jeden Tag. 

„Wasser des Lebens“, so singen wir gleich, „Wasser des Lebens, Worte des Himmels, die sich verbinden, mächtig sie sind, denn Gottes Segen fließt überströmend: Du wirst getauft // ich ergänze: du bist getauft//, du bist Gottes Kind!“

Amen.

Dr. Johannes Neukirch, Predigt am Pfingstsonntag mit Tauffest, 28. Mai 2023, in  Davenstedt 
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