Predigt zur Konfirmation am 5. Mai 2024

Wed, 08 May 2024 18:14:03 +0000 von Martin-Luther-Kirchengemeinde Ahlem

Liebe Konfirmandinnen, liebe Familien und Angehörige, liebe Patinnen und Paten, liebe Gemeinde!

„Ich möcht’, dass einer mit mir geht, / der’s Leben kennt, der mich versteht, / der mich zu allen Zeiten kann geleiten. / Ich möcht’, dass einer mit mir geht.“ So haben wir eben gesungen. 

Ihr habt auf eurer Konfirmandenfreizeit über Freundschaft nachgedacht. Dabei habt ihr Zettel geschrieben zu der Frage „Was bedeutet eine gute Freundschaft für dich?“ Und diese Liedstrophe, „ich möcht, dass einer mit mir geht“, fasst ganz gut zusammen, was ihr gemeinsam mit den anderen Konfirmandinnen und Konfirmanden aus den Gemeinden unserer Region auf die Zettel geschrieben habt. Zum Beispiel:

„Eine gute Freundschaft ist für mich, wenn man verstanden wird, ohne es sagen zu müssen, man versteht einander ohne Worte“

„Freundschaft bedeutet für mich, immer füreinander da zu sein“ 

„Freundschaft ist, wenn man sich nicht verstellen muss, wenn man die Person sein kann, die man ist, ohne Angst zu haben, verurteilt zu werden“

„Ein gute Freundschaft unterstützt sich gegenseitig in guten und in schlechten Zeiten.“

Einander helfen, zusammen lachen können, gemeinsam Spaß haben - das stand da oft.

Am häufigsten stand auf den Zetteln aber das Wort „vertrauen“.  In einer guten Freundschaft vertrauen sich Menschen gegenseitig. Auf einigen stand sogar: „blindes Vertrauen“.

Das hat mich sehr berührt! Denn ich sehe hier eine tiefe Sehnsucht nach echtem Vertrauen. Und gleichzeitig wird sichtbar, dass echtes Vertrauen eben gar nicht so einfach ist. Wir alle, die wir hier versammelt sind, haben wahrscheinlich schon erlebt, dass Vertrauen auch enttäuscht werden kann.

Da werden Versprechen nicht eingehalten, da werden Geheimnisse verraten, da gehen die Partnerin oder der Partner fremd, da geschieht Missbrauch. Wir sind in so vielen Beziehungen, in denen Vertrauen wichtig ist. Nicht nur in Freundschaften. Auch in Familien, im Konfirmandenunterricht, unter Kolleginnen und Kollegen, in der Schule, in Vereinen, in sozialen Medien und so weiter. Es ist sehr schlimm, wenn dort Vertrauen missbraucht wird.

Ihr habt ein Jahr lang Konfirmandenunterricht bei Anne-Katrin gehabt. Da habt  ihr viel gelernt, so wie es das Wort „Unterricht“ ja nahelegt. Es ist gut zu wissen, was Christinnen und Christen glauben. Aber am wichtigsten ist, dass ihr mit Anne-Katrin gemeinsam einen Weg gegangen seid, auf dem ihr gemerkt habt, dass Glauben nur ein anderes Wort für Vertrauen ist. Das ist der Sinn der Konfirmandenzeit: Eine Ahnung davon zu bekommen, dass wir Jesus Christus vertrauen können. Dass wir ihm im Gebet alles sagen und anvertrauen können. Dass wir darauf vertrauen können, dass er uns rettet.

Vertrauen auf Jesus - wer das erlebt und wer das hat, kann sich glücklich schätzen. Aber wie geht das? Es gibt dafür keine Gebrauchsanleitung, die man einfach Schritt für Schritt befolgen könnte. Es gibt aber biblische Geschichten, die uns weiter helfen. Gestern Abend habt ihr ja von Anne-Katrin die Geschichte von der Sturmstillung gehört. Heute ist wieder Sturm, und wir hören, wie Jesus den Jüngern sogar auf dem Wasser entgegenkommt. 

Jesus war mit seinen Begleiterinnen und Begleitern am See Gennesaret und wollte mit ihnen auf die andere Seite des Sees. Er sagte ihnen, dass sie schon mal ins Boot steigen und vorausfahren sollten. Er wollte noch eine Weile alleine sein. Dann heißt es (Matthäus 14,23-): 

„Es war schon Abend geworden, und Jesus war immer noch allein dort. 24 Das Boot war schon weit vom Land entfernt. Die Wellen machten ihm schwer zu schaffen, denn der Wind blies direkt von vorn.
25 Um die vierte Nachtwache kam Jesus zu den Jüngern. Er lief über den See.
26 Als die Jünger ihn über den See laufen sahen, wurden sie von Furcht gepackt. Sie riefen: »Das ist ein Gespenst!« Vor Angst schrien sie laut auf. 
27 Aber sofort sagte Jesus zu ihnen: »Fürchtet euch nicht! Ich bin es. Ihr braucht keine Angst zu haben.«
28 Petrus sagte zu Jesus: »Herr, wenn du es bist, befiehl mir, über das Wasser zu dir zu kommen.«
29 Jesus sagte: »Komm!« Da stieg Petrus aus dem Boot, ging über das Wasser und kam zu Jesus.
30 Aber auf einmal merkte er, wie stark der Wind war. Da bekam er Angst. Er begann zu sinken und schrie: »Herr, rette mich!«
31 Sofort streckte Jesus ihm die Hand entgegen und hielt ihn fest.
Er sagte zu Petrus: »Du hast zu wenig Vertrauen. Warum hast du gezweifelt?«
32 Dann stiegen sie ins Boot und der Wind legte sich.
33 Die Jünger im Boot warfen sich vor Jesus nieder. Sie sagten: »Du bist wirklich der Sohn Gottes!«

Was für eine Geschichte! Sie steckt voller Symbolkraft. Die Wellen, das Meer stehen für das Leben, in dem es ja auch stürmisch zugehen und in dem uns bange werden kann. Aber: Da ist Jesus. Er steht darüber. Als einziger. Und: als unser wahrer  Freund!

Jesus sagt zu uns „Fürchtet euch nicht! Ich bin es, der Sohn Gottes“ Wir sollen zu ihm Vertrauen haben. Petrus hat das und wird ganz mutig, und siehe da: sein Vertrauen wird belohnt. Er kann übers Wasser gehen. Aber dann geht es ihm so , wie es uns auch oft geht: Er schaut nicht mehr auf Jesus, sondern auf die hohen Wellen, da ist doch der mächtige Sturm. Das ist wie bei Höhenangst. Da wird ja auch geraten, einen Punkt voraus zu fixieren - und nicht in die Tiefe zu schauen ....

Er bekommt Angst und versinkt im Wasser. Was tun? Schreien! Schreien: „Jesus, Sohn Gottes, rette mich.“ Und dann heißt es so schön: „Sofort - sofort! - streckte Jesus ihm die Hand entgegen und hielt ihn fest.

Liebe Konfirmandinnen, liebe Gemeinde! Wenn wir das doch in unseren Herzen bewegen: Ja, es kann stürmische Zeiten geben, die bleiben leider nicht aus. Ja, es kann sein, dass wir den Mut verlieren, dass wir nicht mehr genug Vertrauen haben. Ja, es kann sein, dass uns alles zu viel wird, dass wir anfangen zu sinken. Dann können und dürfen wir laut schreien „Jesus, rette mich!“, bleib bei mir. Und er wird uns seine Hand entgegenstrecken.

Wir wünschen euch, liebe Konfirmandinnen, dass ihr auf eurem Lebensweg diese Erfahrung machen werdet, so wie es in dem Lied heißt: 

„Es heißt, dass einer mit mir geht, / der’s Leben kennt, der mich versteht, / der mich zu allen Zeiten kann geleiten. Sie nennen ihn den Herren Christ, / der durch den Tod gegangen ist; / er will durch Leid und Freuden mich geleiten. / Ich möcht’, dass er auch mit mir geht.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.


Dr. Johannes Neukirch, Predigt zur Konfirmation am 5.5.2024, Hannover-Ahlem
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