Predigt zur Christvesper am 24. Dezember 2024

Fri, 27 Dec 2024 12:57:32 +0000 von Martin-Luther-Kirchengemeinde Ahlem

Jesaja 9,1-2.5-6
Der Friedefürst wird verheißen
9 1 Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell.
 2 Du weckst lauten Jubel, du machst groß die Freude. Vor dir freut man sich, wie man sich freut in der Ernte, wie man fröhlich ist, wenn man Beute austeilt.
 ….
5 Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ist auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst;
 6 auf dass seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende auf dem Thron Davids und in seinem Königreich, dass er's stärke und stütze durch Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit. Solches wird tun der Eifer des HERRN Zebaoth.

Liebe Gemeinde!

Seit 2000 Jahren feiern unzählige Christinnen und Christen den Geburtstag von Jesus. Es ist unglaublich – kennen Sie noch irgendeinen anderen Menschen auf der Welt, bei dem es so ist? 

Vielleicht liegt es daran, dass diese Geschichte von seiner Geburt so schön von Lukas erzählt wird – wir haben sie ja eben wieder gehört. Und dass sie uns so tief berührt: Diese Armut, in der der Sohn Gottes zur Welt kommt -  der Stall mit den Tieren und dem Stroh – das wir heute nur noch aus Heimatfilmen oder aus dem Urlaub auf dem Bauernhof kennen? 

Und diese wunderbare Symbolik Licht und Finsternis. Die Engel erscheinen den Hirten in einem prächtigen Licht. Der Prophet Jesaja hat uns das ja angekündigt, als er geschrieben hat: Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen im finsteren Lande scheint es hell! 

Und dann der zauberhafte Gesang, der von den Engeln auf die Erde kommt und den wir mit unseren vielen Weihnachtsmusiken wiederzugeben versuchen? Das ist auch gut gelungen. Wir merken es heute wieder.  

Vielleicht liegt es auch daran, dass wir die Weihnachtsgeschichte – hoffentlich - von klein auf erzählt bekommen haben, und dass vielleicht der ein oder die andere einmal selbst als Kind in einem Krippenspiel mitgespielt hat? (** abfragen **) 

Ein Kollege, der heute im Ruhestand ist, hat 40 Jahre lang in derselben Gemeinde gearbeitet und 40 Jahre lang immer dasselbe Krippenspiel mit Kindern und Jugendlichen aus der Gemeinde aufgeführt. Aber Achtung: Das hatte zur Folge, dass nach einer Weile die ganze Gemeinde dieses Krippenspiel auswendig kannte! Die Großeltern fiebern mit ihrem Enkelkind mit, ob es auch den Text des Engels richtig sagt Viele Väter haben die Worte von Josef im Kopf und viele Mütter die Worte von Maria! Die Leute wissen, was die drei Weisen aus dem Morgenland dem Kind bringen: Gold, Weihrauch und Püree – wie es in einem Schüleraufsatz zum Advent hieß – da hat sich wohl einer unter „Myrrhe“ nichts vorstellen können?!  

Vielleicht liegt es aber auch daran, dass Jesus eben ein ganz besonderer Mensch war – und anders als alle anderen. Dass mit Jesus Gott in unsere Welt gekommen ist – in diese eben nicht von Gott verlassene Welt. 

Der Prophet Jesaja hat schon auf Jesus hingewiesen, lange vor seiner Geburt und ohne ihn überhaupt zu kennen. In der Zeit um 730 durfte Jesaja  einen Blick in die Zukunft tun. Israel war zu der Zeit mal wieder in großer Gefahr, bedroht von mächtigen Nachbarn – das waren damals die Assyrer. Die Lage war so aussichtslos, dass sich die Menschen nach einem Retter sehnten, den Gott selbst senden würde und der von Geburt an über wunderbare, ja göttliche Eigenschaften verfügt: zum Beispiel die Fähigkeit zu heilen und Frieden zu stiften. 

Wunderbare Namen hat Jesaja für ihn: er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst. Unbegreiflich, tiefgründig und verheißungsvoll klingen seine Namen!

Von Wundern, die Jesus getan hat, erzählen die Geschichten aus dem Neuen Testament. Von Heilungen, von Rettung aus der Not, von Vergebung und Versöhnung. Wunderbare Predigten von ihm sind uns überliefert.

Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen. Selig sind die Frieden stiften, denn ihnen gehört das Himmelreich heißt es in der Bergpredigt. Ja, er ist der Wunder-Rat. 

Und Jesus hatte Mut! Er stand zu seiner Botschaft, dass Gott diese Welt liebt, dass wir seine Menschen sind, ob Freunde oder Feinde. Dafür hat er im Namen Gottes die Menschlichkeit verteidigt, die Konfrontation mit seinen Gegnern nicht gescheut und sich am Ende sogar ans Kreuz schlagen lassen. Das hat er für Gott und für uns getan, wir können es heldenhaft nennen – der Gott-Held! 

Schon von Anbeginn der Welt war Jesus Christus da und eins mit seinem Vater! Deshalb heißt er auch Ewig-Vater. Gott war nie anders als er sich in Jesus gezeigt hat, er war immer der Vater seiner Geschöpfe, der das Beste für sie will und es gut mit ihnen meint. Auch wenn das unseren Augen, unserem Verstand manchmal verborgen bleibt, wird er immer unser himmlischer Vater sein.

Er ist der Friede-Fürst. Nicht wir – deshalb finden wir ihn so schwer, wenn wir nur in die Welt schauen, vor allem in die Welt, die uns die Nachrichten jeden Tag vorführen, wenn wir ihn nur in der Natur, in der Wissenschaft oder in uns selbst suchen. 

Wir sind heute hier, um auf IHN zu schauen. Denn von ihm lernen wir, woher der Friede kommt, und wie wir ihn in die Welt tragen können: Friede fängt im ganz kleinen an, mit diesem kleinen, neugeborenen Krippenkind. Friede fängt bei jedem einzelnen Menschen an, bei dir und bei mir, ganz persönlich, tief im Herzen. In dem Moment, wo wir wie die Hirten vor ihm niederknien, wo alles andere in uns schweigt und wir uns ganz erfüllen lassen von ihm. 

Liebe Gemeinde, wir feiern den Geburtstag von Jesus Christus, seit 2000 Jahren und immer wieder, weil  der Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst unsere Herzen mit der Hoffnung füllt, dass wir nicht verloren sind. 

Man kann es kaum schöner sagen als mit den Worten von Paul Gerhardt:
Ich steh an deiner Krippen hier, o Jesu, du mein Leben. Ich komme, bring und schenke dir, was du mir hast gegeben. Nimm hin, es ist mein Geist und Sinn, Herz, Seel und Mut, nimm alles hin und lass dirs wohl gefallen.

Da ich noch nicht geboren war, da bist du mir geboren und hast mich dir zu eigen gar, eh ich dich kannt, erkoren. Eh ich durch deine Hand gemacht, da hast du schon bei dir bedacht, wie du mein wollest werden.

Ich lag in tiefster Todesnacht, du warest meine Sonne. Die Sonne, die mir zugebracht Licht, Leben, Freud und Wonne. O Sonne, die das werte Licht des Glaubens in mir zugericht, wie schön sind deine Strahlen! 

Und dieser Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.
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